Wildkaffee aus Äthiopien
Der Wert der wilden Vielfalt
Die Bergwälder des äthiopischen Hochlands sind der Ursprung der Arabica-Kaffeepflanze. Wälder mit natürlichem Vorkommen wilder Kaffeepflanzen befinden sich in Höhenlagen zwischen 1.000 und 2.100 m. Jährliche Niederschläge von 1.700 bis 2.400 mm sind normal.
Äthiopien und Deutschland – Ein Vergleich
Quelle: worldbank.org I Stand: 2023
Wilde Arabica-Kaffeewälder in Gefahr
Die Bergwälder schrumpfen seit Jahrzehnten, da Wald in Ackerland zur Nahrungsmittelproduktion für die wachsende Bevölkerung umgewandelt wird. Das bedroht die weltweit einzigartigen Bestände des wilden Arabica-Kaffees. Auch der Klimawandel gefährdet die Diversität dieser Pflanze. Prognosen lassen einen Rückgang der Wildkaffeegebiete befürchten.
Kaffee-Anbauregionen in Äthiopien
Quelle: trabocca.com I Stand: Juli 2024
Der Klimawandel bedroht die Kaffeewälder
Die Modelle des IPCC berechnen, wie die Häufigkeit heißer Tage und der Tage mit Starkregen bis zum Ende des Jahrhunderts zunehmen könnten. Beim hier dargestellten Worst-Case-Szenario „RCP8.5“ simulieren die Klimamodelle die Zukunft unter der Vorraussetzung, dass der weltweite CO₂-Ausstoß weiter steigt.
Heiße Tage

Starkregen

Quelle: Potsdam Institute for Climate Impact Research (PIK), 2007 und Prognossen für 2030, 2050, 2090, climate-risk-analysis_ethiopia_en.pdf I 201
So werden die Kaffeewälder genutzt
Die Kaffeewälder werden traditionell von den angrenzenden Gemeinschaften genutzt. Sie ernten den Kaffee sowohl für den Eigenbedarf als auch als Einkommensquelle. Diese traditionelle Nutzung hat zu verschiedenen Produktionssystemen geführt, darunter der Waldkaffee- und Semi-Waldkaffeeanbau. Im Waldkaffeesystem wird der Wald kaum verändert, die Erträge sind gering. Das Semi-Waldkaffeesystem bewirtschaftet die Wälder intensiver, auch indem Vegetation ausgelichtet wird. So steigt der Kaffeertrag, während die Artenvielfalt leidet. Häufig ist auch der sogenannte Gartenkaffee. In Parzellen, deren Größe eher Gärten ähnelt, werden alle Pflanzen entfernt, die keine Früchte tragen. Da es sehr viele Gärten gibt, sind sie für mehr als die Hälfte des Kaffees in der Region verantwortlich. Monokultur-Plantagen gibt es ebenfalls. Für die Biodiversität sind sie die schlechteste Variante. Allerdings wird in Äthiopien nur wenig Kaffee auf diese Weise angebaut.
Quelle: Prof. Denich, ZEF news No. 20 Mai 2008 S.14 I Abgerufen im Juli 2024 | Die Zahlen wurden auf der Basis eines Gesprächs mit dem Autor im Juli 2024 angepasst, in dem er die Entwicklung seit der Publikation abschätzte (ursprünglich in der Publikation von 2008: 26 % Waldkaffee, 70 % Garten-Kaffee, 4 % Plantagen-Kaffee)
Agrar-Biodiversität ist wertvoll
Die genetische Vielfalt der Wildkaffeebestände ist enorm. Sie bietet ein großes Potenzial für die Kaffeezüchtung, insbesondere in Bezug auf Anpassung an den Klimawandel, Krankheits- und Schädlingsresistenz. Es wurden bereits Wildkaffeebestände identifiziert, die gegenüber Trockenheit tolerant oder gegenüber Krankheiten wie dem Kaffeerost resistent sind. Diese genetische Vielfalt ist nicht nur für die Forschung, sondern auch ökonomisch für die weltweite Kaffeeindustrie von großer Bedeutung.
2008 wurde in einer Studie erstmals der Wert der Kaffee-Biodiversität in Äthiopien berechnet:
Die Studie berücksichtigt:
1. den zu erwartenden Nutzen aus der Zucht von Kaffeepflanzen mit besserer Krankheitstoleranz
2. Pflanzen mit geringem Koffeingehalt
3. ertragsreichere Pflanzen
Kosten und Nutzen werden über eine 30-jährige Abschreibungsperiode kalkuliert. Unter diesen Bedingungen liegt der wirtschaftlicher Gewinn aus der Nutzung der wilden Genressourcen von Coffea arabica zwischen 0,42 und 1,46 Mrd. US-Dollar.
Schutzgebiete spielen eine Schlüsselrolle
In Äthiopien wird die genetische Vielfalt des Kaffees durch eine Feldgenbank des Ethiopian Biodiversity Institute sowie durch Schutzgebiete und UNESCO-Biosphärenreservate in natürlichen Lebensräumen bewahrt. Doch die Agrar-Biodiversität muss auch außerhalb dieser Gebiete erhalten werden. Aus den Wildkaffeewäldern stammt ein bedeutender Teil der äthiopischen Kaffeeproduktion. Sie leisten einen erheblichen Beitrag zu den Exporterlösen des Landes und den Einkommen lokaler Gemeinschaften. Die internationalen Bemühungen zum Schutz der Arabica-Kaffeebestände sind daher sowohl weltweit als auch für die Menschen vor Ort von großer Bedeutung.
Wie Biosphärenreservate Äthiopiens Kaffeewälder schützen
Wischen Sie für die Slideshow nach rechts.
Quelle: geo.de, kafa-biosphere.com, nabu.de, unesco.org
Was können wir tun?
Die Agrar-Biodiversität in Äthiopiens Kaffeewäldern zu schützen, erfordert viele Ansätze: Agrar-Technologie, Zertifizierungen, gesetzliche Regelungen zu Lieferketten bis zur Einrichtung von Schutzgebieten.
