Wildkaffee aus Äthiopien

Der Wert der wilden Vielfalt

Die Bergwälder des äthiopischen Hochlands sind der Ursprung der Arabica-Kaffeepflanze. Wälder mit natürlichem Vorkommen wilder Kaffeepflanzen befinden sich in Höhenlagen zwischen 1.000 und 2.100 m. Jährliche Niederschläge von 1.700 bis 2.400 mm sind normal.

Äthiopien und Deutschland – Ein Vergleich

Globus auf dem Äthiopien und Deutschland markiert sind.
Factsheet zu Indonesien. In den Bergregionen Äthiopiens fällt 6,6 mm Niederschlag pro Tag. Äthiopien hat 123 Mio. Einwohner, eine Fläche von 1,1 Mio. Quadratkilometer und eine Bevölkerungsdichte von 112 Menschen pro Quadratkilometer
Factsheet zu Deutschland. Augsburg ist die regenreichste Stadt in Deutschland, mit 4,2 mm Niederschlag pro Tag. Deutschland hat 85 Mio. Einwohner, eine Fläche von 357588 Quadratkilometer und eine Bevölkerungsdichte von 238 Menschen pro Quadratkilometer

Quelle: worldbank.org I Stand: 2023

Wilde Arabica-Kaffeewälder in Gefahr

Die Bergwälder schrumpfen seit Jahrzehnten, da Wald in Ackerland zur Nahrungsmittelproduktion für die wachsende Bevölkerung umgewandelt wird. Das bedroht die weltweit einzigartigen Bestände des wilden Arabica-Kaffees. Auch der Klimawandel gefährdet die Diversität dieser Pflanze. Prognosen lassen einen Rückgang der Wildkaffeegebiete befürchten.

Kaffee-Anbauregionen in Äthiopien

Die Karte zeigt die Kaffeeanbauregionen in den Bergwäldern Äthiopiens. Lekempti, Limu/Jimma, Harar, Godere, Masha/Anderacha/Tepi, Kaffa, Bench Maji, Sidamo, Yirgacheffe, Guji, Bale
Quelle: trabocca.com I Stand: Juli 2024

Der Klimawandel bedroht die Kaffeewälder

Die Modelle des IPCC berechnen, wie die Häufigkeit heißer Tage und der Tage mit Starkregen bis zum Ende des Jahrhunderts zunehmen könnten. Beim hier dargestellten Worst-Case-Szenario „RCP8.5“ simulieren die Klimamodelle die Zukunft unter der Vorraussetzung, dass der weltweite CO₂-Ausstoß weiter steigt.

Heiße Tage

Legende der Durchschnittlichen Anzahl der sehr heißen Tagen.

Starkregen

Legende der Durchschnittlichen Anzahl der Tage mit Starkregen.
Quelle: Potsdam Institute for Climate Impact Research (PIK), 2007 und Prognossen für 2030, 2050, 2090, climate-risk-analysis_ethiopia_en.pdf I 201

So werden die Kaffeewälder genutzt

Die Kaffeewälder werden traditionell von den angrenzenden Gemeinschaften genutzt. Sie ernten den Kaffee sowohl für den Eigenbedarf als auch als Einkommensquelle. Diese traditionelle Nutzung hat zu verschiedenen Produktionssystemen geführt, darunter der Waldkaffee- und Semi-Waldkaffeeanbau. Im Waldkaffeesystem wird der Wald kaum verändert, die Erträge sind gering. Das Semi-Waldkaffeesystem bewirtschaftet die Wälder intensiver, auch indem Vegetation ausgelichtet wird. So steigt der Kaffeertrag, während die Artenvielfalt leidet. Häufig ist auch der sogenannte Gartenkaffee. In Parzellen, deren Größe eher Gärten ähnelt, werden alle Pflanzen entfernt, die keine Früchte tragen. Da es sehr viele Gärten gibt, sind sie für mehr als die Hälfte des Kaffees in der Region verantwortlich. Monokultur-Plantagen gibt es ebenfalls. Für die Biodiversität sind sie die schlechteste Variante. Allerdings wird in Äthiopien nur wenig Kaffee auf diese Weise angebaut.

Anteil der Anbausysteme: Waldkaffee-System ergibt ca. 30 Prozent Ertrag
Anteil der Anbausysteme: Gartenkaffee-System ergibt ca. 65 Prozent Ertrag und Kaffee-Plantagen 5 Prozent Ertrag.

Quelle: Prof. Denich, ZEF news No. 20 Mai 2008 S.14 I Abgerufen im Juli 2024 | Die Zahlen wurden auf der Basis eines Gesprächs mit dem Autor im Juli 2024 angepasst, in dem er die Entwicklung seit der Publikation abschätzte (ursprünglich in der Publikation von 2008: 26 % Waldkaffee, 70 % Garten-Kaffee, 4 % Plantagen-Kaffee)

Agrar-Biodiversität ist wertvoll

Die genetische Vielfalt der Wildkaffeebestände ist enorm. Sie bietet ein großes Potenzial für die Kaffeezüchtung, insbesondere in Bezug auf Anpassung an den Klimawandel, Krankheits- und Schädlingsresistenz. Es wurden bereits Wildkaffeebestände identifiziert, die gegenüber Trockenheit tolerant oder gegenüber Krankheiten wie dem Kaffeerost resistent sind. Diese genetische Vielfalt ist nicht nur für die Forschung, sondern auch ökonomisch für die weltweite Kaffeeindustrie von großer Bedeutung.


2008 wurde in einer Studie erstmals der Wert der Kaffee-Biodiversität in Äthiopien berechnet:

Die Studie berücksichtigt:

1. den zu erwartenden Nutzen aus der Zucht von Kaffeepflanzen mit besserer Krankheitstoleranz
2. Pflanzen mit geringem Koffeingehalt
3. ertragsreichere Pflanzen

Kosten und Nutzen werden über eine 30-jährige Abschreibungsperiode kalkuliert. Unter diesen Bedingungen liegt der wirtschaftlicher Gewinn aus der Nutzung der wilden Genressourcen von Coffea arabica zwischen 0,42 und 1,46 Mrd. US-Dollar.
Franz Gatzweiler und Lars Hein, ZEF news Nr. 20 5/2008

Schutzgebiete spielen eine Schlüsselrolle

In Äthiopien wird die genetische Vielfalt des Kaffees durch eine Feldgenbank des Ethiopian Biodiversity Institute sowie durch Schutzgebiete und UNESCO-Biosphärenreservate in natürlichen Lebensräumen bewahrt. Doch die Agrar-Biodiversität muss auch außerhalb dieser Gebiete erhalten werden. Aus den Wildkaffeewäldern stammt ein bedeutender Teil der äthiopischen Kaffeeproduktion. Sie leisten einen erheblichen Beitrag zu den Exporterlösen des Landes und den Einkommen lokaler Gemeinschaften. Die internationalen Bemühungen zum Schutz der Arabica-Kaffeebestände sind daher sowohl weltweit als auch für die Menschen vor Ort von großer Bedeutung.

Wie Biosphärenreservate Äthiopiens Kaffeewälder schützen

Wischen Sie für die Slideshow nach rechts.

  • In Äthiopien gibt es drei ausgewiesene Biosphärenreservate, in denen die ansässige Bevölkerung Wildkaffee ernten und vertreiben kann: Yayu, Sheka und Kaffa.

  • Das Biosphärenreservat Kaffa ist in 44 verschiedene Zonen unterteilt. Sie regeln die Nutzung durch die lokale Bevölkerung. Es gibt auch Gebiete, in denen jegliche Nutzung untersagt ist.

  • Das Kaffa-Gebiet ist deutlich größer als der Schwarzwald. Die Gebiete, die durch die ansässige Bevölkerung bewirtschaftet werden können entsprechen der Fläche von Bremen.

  • Vor allem Kleinbauern und deren Familien profitieren vom Biosphärenreservat. Oft ist der Kaffee nicht die einzige Einnahmequelle. 300 Tonnen Kaffee auf dem Gebiet werden pro Jahr nach Deutschland exportiert.

  • In einer Untersuchung kam die Berliner Geografin Elisabeth Dresen zu dem Ergebnis, dass der Verlust an Waldfläche im Biosphärenreservat viel geringer war als in nicht geschützten Waldgebieten.

Quelle: geo.de, kafa-biosphere.com, nabu.de, unesco.org

Was können wir tun?

Die Agrar-Biodiversität in Äthiopiens Kaffeewäldern zu schützen, erfordert viele Ansätze: Agrar-Technologie, Zertifizierungen, gesetzliche Regelungen zu Lieferketten bis zur Einrichtung von Schutzgebieten.