Soja

Teller oder Trog?

Die Sojabohne stammt ursprünglich aus Ostasien. In Europa sah man in Soja Ende des 19. Jahrhunderts die Chance, die Bevölkerung mittels pflanzlicher Nahrung mit Eiweiß zu versorgen. Der Sojaimport sollte zudem den Druck auf lokale Landressourcen senken. Damals war China der größte Exporteur, Deutschland und Japan die Hauptabnehmer. In den 1930ern begann der groß angelegte Sojaanbau in den USA. Man hoffte, die Hülsenfrüchte könnten bei der Wiederherstellung der ausgelaugten Böden im mittleren Westen helfen.

Die Entwicklung der Sojaproduktion seit 1961

In den 1960ern dominierten die USA den Soja-Weltmarkt. Ab den 1970er Jahren traten Länder in Südamerika als große Produzenten und Exporteure in den Vordergrund. International agierende Agrarkonzerne wurden wichtiger. Heute sind China und die EU die weltgrößten Importeure von Sojaprodukten.

Quelle: FAOSTAT, Crops and livestock products I Stand: 1961–2022

Die Top 5 im direkten Vergleich

In den letzten Jahrzehnten sind die Menge und die Anbauflächen von Soja rasant gewachsen. Sojaproduktion und -export sind global stark konzentriert: 2022 produzierten die Top 5 Produktionsstaaten zusammen ca. 90% der globalen Menge, die Top 5 Exporteure exportieren 95% der global gehandelten Menge.

TOP 5 – Produktionsländer

Soja Gesamtproduktion 2022
348,9 Mio. t

Das Kreisdiagramm zeigt, die Produktionsmenge von Soja. Brasilien produziert 34,6% Soja. Es folgt die USA mit 33,4 %, Argentinien mit 12,6 %, China mit 5,8% und Indien mit 3,7%.
Quelle: FAOSTAT, Crops and livestock products I Stand: 2022

TOP 5 – Exportländer

Soja Export 2022
157,6 Mio. t

Das Kreisdiagramm zeigt, die Exportländer von Soja. Brasilien exportiert 50,1%, USA 36,4%, Argentinien 3,3%, Kanada 2,7% und Uruguay 1,9%.
Quelle: FAOSTAT, Trade, Crops and livestock products I Stand: 2022

Brasilien war mit ca. 36 Millionen Hektar im Jahr 2020 das Land mit der größten Anbaufläche (Anstieg um das 3,4-fache seit 1990), knapp gefolgt von den USA, wo die Anbaufläche im gleichen Zeitraum um ca. 20 % zurückging. Ca. 56 % der globalen Anbaufläche dienten 2020 der Exportproduktion. Für Brasilien waren dies 2020 sogar 78 %.

Die Entwicklung der Sojaimporte seit 1961

China ist der mit Abstand größte Importeur und war 2020 für rund 30 % des globalen Konsums und 41 % aller Importe verantwortlich. 1990, vor dem Beitritt Chinas in die WTO, gingen nur 1 % der Importe nach China.

Quelle: FAOSTAT, Daten 1661–2022, Trade, Crops and livestock products I Stand: Juli 2024

Die EU war 2020 für 8 % des Konsums (gegenüber 21 % 1991) und 14 % der Importe (gegenüber 44 % 1991) verantwortlich. Die Bedeutung Deutschlands als Importeur nahm zuletzt ab. Um 1990 war Deutschland noch der zweitgrößte „Importeur“ von Sojaflächen (hinter Japan). 2020 lag es nur noch auf Rang 11 der Importeure. Diese Änderung liegt einerseits an der steigenden Bedeutung des Sojas in vielen Schwellenländern (Rolle als wichtiges Futtermittel). Auch die Bedeutung des Sojas für Deutschlands Ackerflächenfußabdruck nahm ab. 1991 machte Soja noch ca. 24 % des Import-Ackerflächenfußabdrucks aus, 2020 lagen diese bei ca. 12 % (FAOSTAT 2023).

Soja für die Fleischproduktion

In Deutschland und der EU dominiert mengenmäßig die Verwendung von Sojaschrot als proteinreiches Futtermittel für die Fleisch- und Milcherzeugung. Die direkte Verwendung von Soja in der menschlichen Ernährung spielt von der Menge her bislang eine deutlich untergeordnete Rolle: Von den 60 Kilogramm in der EU pro Kopf und Jahr konsumiertem Soja verstecken sich 55 Kilogramm in Fleisch, Eiern, Milch oder Fisch – sie werden als Futtermittel verbraucht. Lediglich 3,5 kg werden direkt vom Menschen konsumiert.

Wie Soja auf unseren Tellern landet

Jährlicher pro Kopf Verbrauch in der EU27 und UK, 2020

Die Grafik zeigt den jährlichen Gesamtkonsum eines EU27- oder UK-Bürgers von Soja, der 60,6 kg beträgt.
Die Grafik zeigt den jährlichen Gesamtkonsum eines EU27- oder UK-Bürgers von Soja durch Ei und Fisch, der 9,3 kg beträgt.
Die Grafik zeigt den jährlichen Gesamtkonsum eines EU27- oder UK-Bürgers von Soja durch Milchprodukte, der 9,5 kg beträgt.
Die Grafik zeigt den jährlichen Gesamtkonsum eines EU27- oder UK-Bürgers von Soja durch weitere Produkte, wie Lebensmittel oder Biodiesel, der 5,8 kg beträgt.
Quelle: Profundo, 2021-106-European-Soy-Supply-WNF-2201.pdf I Stand: 2020

Soja bringt viele Probleme mit sich

Wälder und Savannen haben für Biodiversität, Klima und auch direkt für den Menschen einen großen Wert. Wegen der Expansion landwirtschaftlicher Flächen nehmen natürliche Flächen weltweit ab. Der Anbau von Soja zählt zu den größten Risiken für Regenwälder. Im Hauptexportland Brasilien ist neben dem Amazonas-Regenwald vor allem die Cerrado, eine extrem artenreiche Savannenlandschaft, durch den Sojaanbau bedroht. In Europa importiertes Soja ist so direkt für Entwaldung und Lebensraumzerstörung in anderen Teilen der Welt verantwortlich. Im Zeitraum von 2009 bis 2018 betraf dies eine halbe Million Hektar Wald und Savanne.

Nach Europa importierte Entwaldung

pro Jahr, im Zeitraum von 2005 – 2017

Durch Soja werden jährlich, gemessen im Zeitraum 2005 bis 2017 89047 ha entwaldet. Das entspricht der Fläche von Berlin. Die Entwaldung bei Palmöl liegt bei 69198 ha.
Durch Rindfleisch werden jährlich, gemessen im Zeitraum 2005 bis 2017 27692 ha entwaldet. Durch Holzprodukte 22470 ha, Kakao 17586 und Kaffee 14487 ha.
Quelle: WWF-Report-Stepping-up-The-continuing-impact-of-EU-consumption-on-nature-worldwide-FullReport.pdf I Stand 2018

Durch die industrielle Sojaproduktion profitieren nur wenige große Produzenten. Die Lage von Kleinbauernhaushalten und sozial schwächeren Gruppen in Gebieten, die von industrieller Sojaproduktion geprägt sind, verschlechtert sich eher. Viele schädliche Auswirkungen des industriellen Sojaanbaus, wie der Verbrauch der Land- und Wasserressourcen, aber auch die Belastung durch Pestizide, versucht man über Zertifizierungsprogramme, beispielsweise im Rahmen der Round Table on Responsible Soy Association (RTRS), zu minimieren. Diese haben jedoch nicht immer auch die gewünschten Effekte. 

Was können wir tun?

Der Anbau von Soja ist eine wesentliche Ursache für Entwaldung, insbesondere in Südamerika. Deutschland und Europa spielen als Produzenten und Konsumenten von Soja nur eine untergeordnete Rolle. Dennoch ist es wichtig, den Konsum möglichst gering zu halten, um keine zusätzlichen Anreize für mehr Sojaproduktion zu schaffen. Hierzu können wir alle beitragen. Auf internationaler politischer Ebene sollte versucht werden, die Regelungen zu entwaldungsfreien Lieferketten zum Exportschlager zu machen, um so weitere Entwaldung zu verhindern.