Palmöl aus Indonesien

Ein Alleskönner auf Abwegen

Wenn Sie durch die Gänge eines Supermarkts schlendern, betrachten Sie vielleicht nicht sofort das kleine Zutatenetikett auf Ihrer Lieblingsschokolade, Ihrem Shampoo oder der Tiefkühlpizza. Doch die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass viele dieser Produkte etwas gemeinsam haben: Palmöl. Warum importieren wir Palmöl? Es ist nicht nur ein wesentlicher Bestandteil vieler Lebensmittel, es findet sich auch in Kosmetikprodukten und wurde bis vor kurzem sogar zur Herstellung von Biodiesel verwendet.

Palmölprodukte werden gezeigt. Pommes, Make Up, Biodiesel, Nusscreme, Margarine

Palmölprodukte werden gezeigt. Blätterteig, Lippenstift, Milchpulver, Kerzen, Creme, Waschmittel

Woher importiert die EU die enormen Mengen an Palmöl?

Die Ölpalme bevorzugt ein feuchtwarmes Klima. Um optimale Erträge zu erzielen, benötigt sie durchschnittliche Temperaturen von 26°C und einen tiefgründigen und nährstoffreichen Boden. Die Ölpalme kann daher nur in tropischen Gebieten angebaut werden.

Eine Weltkarte, die zeigt, dass im Äquatorialbereich Ölpalmen angebaut werden und die Gesamtimportmenge von 6,6 Mio. Tonnen in die EU. Davon werden 1,9 Mio. Tonnen aus Indonesien importeiert.

Quelle: FAOSTAT, Trade – Crops and livestock products I Stand: 2022

Indonesien – eine Inselkette liefert mehr Palmöl als jedes andere Land

Indonesien ist der weltgrößte Produzent und Exporteur von Palmöl. Auch die EU und Deutschland beziehen mit Abstand das meiste Palmöl aus Indonesien. Tausende Inseln, die sämtlich in Äquatornähe liegen, bilden eines der größten Regenwaldgebiete der Erde und geben etwa 274 Millionen Menschen ein Zuhause. Das macht Indonesien zum viertbevölkerungsreichsten Land der Erde. Ein knappes Drittel der Arbeitskräfte sind in der Landwirtschaft tätig.

Indonesien und Deutschland – Ein Vergleich

Factsheet zu Indonesien. Indonesien hat 17.508 Inseln, 278 Mio. Einwohner, eine Fläche von 1,9 Mio. Quadratkilometer und eine Bevölkerungsdichte von 146 Menschen pro Quadratkilometer

Factsheet zu Deutschland. Deutschland hat 77 Inseln und 10 Halligen, 85 Mio. Einwohner, eine Fläche von 357588 Quadratkilometer und eine Bevölkerungsdichte von 238 Menschen pro Quadratkilometer

Quelle: worldbank.org, Daten: 2023, I Stand: 2024

Palmöl hat Indonesien stark verändert

Der Palmölanbau hat Indonesien stark verändert. Große Flächen tropischen Regenwalds mussten Ölpalmenplantagen weichen. Mit gemischten sozialen Auswirkungen: Einerseits haben häufig lokale Bevölkerungsgruppen ihre angestammten Nutzungsrechte an den gerodeten Waldflächen durch staatliche Konzessionen und Konzerne verloren. Andererseits hat die Palmölproduktion zu erheblichem wirtschaftlichen Wachstum geführt und die Armut in vielen ländlichen Gebieten Indonesiens reduziert, denn etwa die Hälfte des Palmöls wird im Kleinbauernsektor produziert.

Extreme Armut geht zurück – Agrarflächen wachsen

Eine Linienchart die zeigt, dass 1998 in Indonesien 69,1% der Bevölkerung arm ist, 2023 sind es noch 1,9 % der Bevölkerung

Quelle: worldbank.org I Stand: 2023, 2,15 Dollar pro Tag ist aktuell die internationale Armutsgrenze der Weltbank. Es gibt andere Kennzahlen, nach denen die Armut höher ist. Der Anteil armer Menschen in Indonesien sinkt jedenfalls, ganz gleich welche Armutsgrenze zugrunde gelegt wird. , https://pip.worldbank.org/country-profiles/IDN

Palmöl gefährdet Artenvielfalt und Klima

Der Palmölanbau wirkt sich stark auf Klima und Biodiversität aus. Die Ausweitung der Plantagen geschieht überwiegend durch Abholzung von Regenwäldern – in der Regel durch Brandrodung. Das setzt erhebliche Mengen an Kohlenstoff frei und bedroht die Artenvielfalt. Diese Verluste beeinflussen langfristig auch die Lebensqualität der lokalen Bevölkerung und die globale Ernährungssicherheit. Was der Ernährungssicherheit kurz- und mittelfristig hilft, könnte ihr langfristig schaden.

Wie der Regenwald verschwindet

Scrollen Sie sich durch über 100 Jahre Waldverlust

Spanien

Italien

Deutschland

Frankreich

um 1900
waren 84% der Fläche Indonesiens mit Regenwald bedeckt: 170 Millionen Hektar.

Das entspricht etwa der Fläche von Deutschland, Frankreich, Spanien und Italien.

2020
waren noch 87 Mio. Hektar sich selbst regenerierender Wald übrig. Knapp die Hälfte war verloren.

Ein großer Teil davon – 15 Mio. Hektar – sind zu Palmölplantagen geworden. Das ist vergleichbar mit der Fläche der beiden größten deutschen Bundesländer Bayern und Niedersachsen.

Quelle Regenewaldbedeckung um 1900: „The State of the Forest: Indonesia“, Emily Matthews, 2002, http://pdf.wri.org/indoforest_full.pdf, S. 4
Quelle Bedeckung mit sich selbst regenerierendem Wald 2020: „Global Forest Resources Assessment 2020, Main report, FAO (Food and Agriculture Organization of the United Nations), 2020, https://openknowledge.fao.org/server/api/core/bitstreams/e233d727-a8c9-4f90-a05d-a34b93c8a923/content, S. 145
Quelle Fläche Palmölplantagen 2020: „Statistik Kelapa Sawit Indonesia 2021“, Statistics Indonesia, 2021, https://www.bps.go.id/id/publication/2022/11/30/254ee6bd32104c00437a4a61/statistik-kelapa-sawit-indonesia-2021.html, S. 10

Ein Verbot von Palmöl? So einfach ist es nicht!

Ein komplettes Verbot von Palmölimporten würde die Probleme indes nicht lösen. Es könnte sie sogar noch verschärfen: Die Produzenten würden auf andere Pflanzenöle ausweichen, die ökologisch noch bedenklicher sein könnten. Denn aus keiner Pflanze lässt sich so viel Öl pro Hektar Anbaufläche gewinnen wie aus der Ölpalme.

Illustration einer Flasche mit einem Liter Öl

So viel Fläche wird für einen Liter Pflanzenöl benötigt:

Anbaufläche von Palmöl liegt bei 2,9 Quadratmeter. Die von Raps ist 4,8 mal höher und liegt bei 13,9 Quadratmeter, bei Sonnenblumenöl sind es 15,9 Quadratmeter

Die Anbaufläche von Palmöl liegt bei 2,9 Quadratmeter. Die Anbaufläche der Kokospalme ist 5,5 mal höher und liegt bei 15,9 Quadratmeter, die der Sojabohne liegt bei 22,22 Quadratmeter.

Quelle: Deutsche Umwelthilfe – „Palmöl, aber richtig!“, Eigene Umrechnung auf qm, mit Berücksichtigung einer Öl-Dichte von 0,9 g/cm³ I Stand: 2021

Was können wir tun?

Für eine nachhaltige Lösung sollte der Verbrauch in den Importländern, also auch bei uns in Deutschland, verringert werden, wo es möglich ist. Palmöl als Bio-Zusatz im Kraftstoff zu verbieten war hier bereits ein guter Ansatz. Dadurch werden die Nachfrage und Anreize für weitere Rodungen verringert. Internationale Bemühungen sind entscheidend für den Erfolg dieser Strategie. Denn Indonesien braucht eine wirtschaftliche Perspektive, die ohne neue Rodungen für Agrarflächen auskommt.

Fazit