Agrarhandel und Konsum

Wie können wir eine Balance zwischen Biodiversität, Klima und Ernährungssicherheit schaffen?

Internationaler Agrarhandel

Durch internationalen Handel mit Agrarprodukten werden unsere Speisepläne vielfältiger und oft auch günstiger. Häufig ist der Handel von Nutzen für die Handelspartner. Er kann sich jedoch auch negativ auf Biodiversität, Klima und Ernährungssicherheit auf lokaler und globaler Ebene auswirken.

Biodiversität

Die steigende Nachfrage nach Agrargütern führt zur Ausweitung von Agrarflächen auf Kosten natürlicher Lebensräume. Hiervon sind oftmals Regionen mit besonders hoher Artenvielfalt (sog. Biodiversitäts-Hotspots) betroffen. Außerdem werden bestehende Agrarflächen zunehmend intensiver genutzt, um die Erträge zu steigern, zum Beispiel durch stärkeren Einsatz von Pestiziden. Beides kann die lokale Artenvielfalt bedrohen und irreparable Schäden anrichten. Auch die Vielfalt der Agrarpflanzen selbst ist von enormer Bedeutung. Eine breite genetische Basis bei Kulturpflanzen macht diese resistenter gegen Schädlinge und Krankheiten und erhöht ihre Anpassungsfähigkeit an wechselnde Klimabedingungen. Durch unseren Konsum und Handelspolitik können wir auf bestimmte Entwicklungen einwirken und negative Auswirkungen reduzieren.

Biodiversitäts-Hotspots bezeichnet Regionen mit einer großen Artenvielfalt, die besonders bedroht sind. Zum Vergrößern klicken.

Klima

Die Umwandlung natürlicher Lebensräume in landwirtschaftlich genutzte Flächen setzt erhebliche Mengen CO₂ frei. Durch eine nachhaltigere und effizientere Nutzung bestehender Anbauflächen kann der Bedarf an neuen Flächen sinken. Ursprüngliche Lebensräume können wir durch nachhaltige Handelsstrategien schützen und als CO₂-Speicher erhalten. Der internationale Handel trägt darüber hinaus auch durch den Transport von Agrarprodukten zur Freisetzung klimaschädlicher Gase in die Atmosphäre bei.

Die Karte zeigt die globale Verteilung von Landnutzungsemissionen, verkörpert durch den Handel. Zum Vergrößern klicken.

Ernährungssicherheit

Ernährungsunsicherheit betrifft in erster Linie armutsgefährdete Menschen. Die Umwandlung natürlicher Landschaften (zum Beispiel Regenwald) in landwirtschaftliche Flächen kann die lokale Wirtschaft kurzfristig stärken. Langfristig können jedoch der Verlust an Biodiversität und Klimaveränderungen die Lebensgrundlagen der lokalen Bevölkerung bedrohen. Dies hat auch Auswirkungen auf die globale Ernährungssicherung. Handel bietet die Chance, ökonomische und ökologische Interessen in Einklang zu bringen. Durch internationale Kooperation und nachhaltige Handelspraktiken sollte eine Balance angestrebt werden, die sowohl die Einkommensmöglichkeiten vor Ort verbessert als auch die natürlichen Ressourcen schützt, auf denen unsere globale Ernährungssicherheit basiert.

Die Karte zeigt den Anteil der Bevölkerung, der unterernährt ist. Zum Vergrößern klicken.

Ökologischer Fussabdruck

Der ökologische Fußabdruck zeigt, wie viel biologisch produktive Fläche auf der Erde notwendig ist, damit ein Mensch seinen persönlichen Lebensstil aufrechterhalten kann. In die Berechnung fließen z.B. Acker- und Weideland, Waldflächen und Fischgründe mit ein, die zur Nahrungsmittelproduktion, zur Entsorgung von Müll, zur Energieerzeugung oder dem Speichern von CO₂ benötigt werden. Diese verschiedenen Faktoren werden in einer einheitlichen Messgröße, dem Globalen Hektar (gha), zusammengefasst.

Laut Schätzungen des Global Footprint Network betrug im Jahr 2022 der durchschnittliche ökologische Fußabdruck einer Person in Deutschland ca. 4,5 gha (Globaler Hektar). Die Biokapazität, welche die Erde pro Jahr jeder Person zur Verfügung stellen bzw. reproduzieren kann, beträgt im Durschnitt jedoch ca. 1,6 gha. Das bedeutet: würden alle Menschen so leben wie die Deutschen, dann bräuchte es drei Erden, um den Ressourcenbedarf zu decken.

Palmöl, Arabica-Kaffee und Soja-Anbau

Anhand von drei Beispielen wollen wir die komplexen Zusammenhänge zwischen Biodiversität, Klima und Ernährungssicherheit beleuchten und zeigen, wie wichtig Konsum und eine nachhaltige Handelspraxis sind.