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Wie wirkt sich der Klimawandel auf Ökosysteme aus?

Biodiversität

Die Jahre 2018 - 2022 waren für den Harz und seine Wälder einschneidend. Extrem geringe Niederschläge setzten die Fichtenforste unter Stress und schwächten die Bäume. Sie wurden anfälliger für Befall durch den Borkenkäfer. Bereits im Jahr 2007 hatte der Sturm Kyrill große Fichtenwaldflächen entwurzelt. 

Die fehlenden Bäume – auch durch zu große Kahlschläge – haben unmittelbare Auswirkungen auf die Funktionen des Ökosystems Mittelgebirgswald: der Wald im Einzugsgebiet beispielsweise der Rappbode-Talsperre filtert Wasser und hält Stickstoff- und Phosphorverbindungen zurück. Inzwischen muss dort das Wasser für eine Million Menschen mit mehr Aufwand aufbereitet werden. Das häufigere und intensivere Auftreten von Dürren oder Stürmen ist eine Folge des Klimawandels.


Heute sind etwa zwei Drittel der Fichtenwälder im Harz verschwunden.

Der Harz erholt sich jedoch mittlerweile von diesen Extremereignissen. Wo früher im Bereich des Nationalparks mit der Fichte nur eine Baumart stand, wächst jetzt ein Mischwald. Laubbäume sind als Tiefwurzler weniger anfällig für Stürme und kommen (bislang) mit Trockenheit besser zurecht als die standortfremde Fichte. Das Beispiel Harz zeigt, wie der Klimawandel in wenigen Jahren ganze Ökosysteme von Grund auf verändern kann. Der neue Wald im Harz wird diverser und damit widerstandsfähiger gegenüber dem Klimawandel sein.

Auch die Politik zur Anpassung an den Klimawandel hat Folgen für die Biodiversität

Erneuerbare Energien sollen die fossilen Energiequellen ersetzen und bis zum Jahr 2045 zu Klimaneutralität in der Energieerzeugung führen.

Lokal kann der Ausbau erneuerbarer Energien negative Auswirkungen auf die Tier- und Pflanzenwelt haben. Beispiele wie die Errichtung von Staudämmen oder der Ausbau von „Bioenergie“ zeigen, dass die Maßnahmen klug abgewogen werden sollten. So führt die Umwandlung natürlicher Ökosysteme in landwirtschaftliche Flächen für Bioenergiepflanzen zum Lebensraumverlust vieler Arten. Dem Ausbau einer klimaneutralen und biodiversitätsfreundlichen Bioenergie sind allein wegen Raumbegrenzung und Wasserverfügbarkeit oft enge Grenzen gesetzt. Die energetische Verwertung von Mais, Raps und auch Holz ist also nicht uneingeschränkt sinnvoll. Bioenergie sollte sich auf die Verwertung von Reststoffen beschränken. Es gibt viele andere Möglichkeiten, Klimaschutz und Artenvielfalt zusammen zu verbessern.