Wie kann der Finanzmarkt zu mehr Biodiversität beitragen?
Staatliche Quellen können die gesellschaftliche Transformation zu mehr Nachhaltigkeit und zu mehr Biodiversität nicht vollständig aus Steuereinnahmen finanzieren, auch wenn Anreize mittels Änderung der Mehrwertsteuer oder die Umwidmung umweltschädlicher Subventionen eine wichtige Rolle spielen können. Ein Bericht der Vereinten Nationen von 2021 spricht von einer Finanzierungslücke in Höhe von 4,1 Billionen US-Dollar bis 2050 – wenn die globalen Ziele in den Bereichen Klimawandel, biologische Vielfalt und Bodenverlust erreicht werden sollen. Es besteht also zusätzlich ein großer Bedarf an privatem Kapital.
Mittlerweile gibt es ein breites Spektrum an „grünen“ Finanzierungen. Grüne Anleihen (Green Bonds) sind wahrscheinlich die am meisten verbreiteten Finanzinstrumente. Wie herkömmliche Anleihen können sie je nachdem, wer die Wertpapiere ausstellt, in Staatsanleihen, Bankanleihen und Unternehmensanleihen eingeteilt werden.
Obwohl der Markt noch recht jung ist, haben sich Green Bonds als Finanzierungsinstrument inzwischen sowohl bei staatlichen Akteuren als auch bei Unternehmen etabliert. Der Erlös eines Green Bonds kann nur für nachhaltige Projekte verwendet werden.
Bislang wurden insbesondere Projekte in den Kategorien erneuerbare Energien, Energieeffizienz (Grüne Gebäude), nachhaltige Mobilität und zur Minderung der Auswirkungen des Klimawandels finanziert.
In Zukunft ist damit zu rechnen, dass vermehrt Projekte für Erhaltung und Förderung der Biodiversität finanziert werden.
Eine große Herausforderung bei Biodiversitäts-Projekten ist die Messung der Effektivität eines Projektes. Sind die Projektaktivitäten in der Lage, die angestrebten positiven Auswirkungen zu erzielen? Sind diese zusätzlich zu den Auswirkungen, die ohne das Projekt eingetreten wären? Welche Facetten der Biodiversität werden gemessen (oder nicht gemessen) und wie werden sie gemessen?
Was genau grüne Investitionen sind, ist nicht gesetzlich geregelt. Private Initiativen haben aber Qualitätsstandards etabliert. Die freiwilligen Verfahrensrichtlinien legen die Regeln für die Mittelverwendung, den Prozess der Projektauswahl und -bewertung und das Management der Erlöse fest. Außerdem ist ein regelmäßiges Reporting Pflicht.
Den größten Einfluss haben derzeit die Green Bond Principles (GBP). Das sind freiwillige Leitlinien, die für Vertrauen in Nachhaltigkeitsmaßnahmen sorgen sollen. Es wäre wichtig, entsprechende Standards explizit für Biodiversität zu erarbeiten. Gleichzeitig ist bei allen Projekten wichtig, dass die Erreichung der Ziele von dritter, unabhängiger Seite geprüft und kontrolliert wird.
Festverzinsliche Wertpapiere speziell zur Finanzierung von Umwelt-Projekten sind in der Regel in Übereinstimmung mit den Green Bond Principles (GBP) des internationalen Branchenverbands für Kapitalmarktteilnehmer (ICMA), dem Climate Bonds Standard der gemeinnützigen internationalen Climate Bonds Initiative oder dem EU-weiten Marktstandard für grüne Anleihen, dem European Green Bond Standard (EUGBS), aufgelegt.
Finanziert werden Projekte bislang beispielsweise aus folgenden Kategorien:
Erneuerbare Energien
Verkehr und Transport mit weniger Emissionen
Steigerung und Erhaltung der Biodiversität, insbesondere der Artenvielfalt
Förderung wiederverwendbarer Materialien
Minderung der Auswirkungen des Klimawandels