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Wie können landwirtschaftliche Flächen in Deutschland genutzt werden

Biodiversität

Deutschland hat knapp 17 Millionen Hektar landwirtschaftlich genutzter Fläche. Das macht etwa die Hälfte der Gesamtfläche des Landes aus. Von der landwirtschaftlich genutzten Fläche sind 70 Prozent Ackerland und 30 Prozent Wiesen und Weiden. Auf fast zwei Dritteln des Ackerlands wird Getreide (Weizen, Mais, Gerste, Roggen) angebaut, auf dem Rest wachsen vor allem Raps, Zuckerrüben, Kartoffeln, Obst und Gemüse. Vom Getreide wird nur weniger als ein Viertel für die direkte menschliche Ernährung genutzt, weitere 20 Prozent als Bioenergie und für industrielle Zwecke.

Über die Hälfte des Getreides landet im Futtertrog. Damit ist die Tierfütterung der mit Abstand größte Flächenverbraucher in der Landwirtschaft.

Was wächst auf Deutschlands Feldern?

Angaben in 1.000 Hektar. Unterteilt nach verschiedenen Produkten.

Statistisches Bundesamt BLE, 2023

Der Flächenbedarf für die Landwirtschaft steht auch in der landwirtschaftlich genutzten Kulturlandschaft in Konkurrenz mit dem Naturschutz. Extensiv landwirtschaftlich genutzte Flächen, also Flächen, die sehr naturnah bewirtschaftet werden, weisen in der Regel eine höhere Biodiversität auf als intensiv genutzte Flächen. Das bedeutet: Große Felder mit wenig Randstreifen und hohem Einsatz an Dünger und Pflanzenschutzmitteln sind für die Biodiversität schlechter als weniger intensiv genutzte Flächen.

Das ist auch ein Grund dafür, dass der Ökolandbau politisch gefördert wird. Im Ökolandbau sind chemisch-synthetischer Pflanzenschutz und leicht löslicher mineralischer Dünger verboten. Derzeit werden in Deutschland rund 10 Prozent des Ackerlands ökologisch bewirtschaftet. Dieser Anteil ist in den letzten Jahren nur langsam gestiegen. 

Die Bundesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, den Anteil des Ökolandbaus bis zum Jahr 2030 auf 30 % auszudehnen.

Ist mehr Ökolandbau die Lösung?

Aber ist der Ökolandbau in jedem Fall besser für die Biodiversität als andere Formen der Landwirtschaft? Für die Artenvielfalt auf dem Feld in der Regel schon, aber für die Artenvielfalt insgesamt nicht unbedingt. Das liegt daran, dass der Ökolandbau niedrigere Erträge hat, im Mittel 25 Prozent, so dass für die Produktion der gleichen Menge mehr Fläche benötigt wird. Diese zusätzlich benötigte Fläche kann wiederum mit Naturflächen konkurrieren. Mehr Ökolandbau ist in bestimmten Situationen sinnvoll, aber mehr Ökolandbau heißt nicht automatisch mehr Biodiversität. Die weltweite Nachfrage nach Agrarprodukten wächst weiter, so dass wir Produktionssysteme entwickeln sollten, die gleichzeitig ertragreich und biodiversitätsfreundlich sind. Zugleich können und sollten auch Veränderungen in Konsum und Ernährung eine wichtige Rolle spielen (Suffizienz, siehe Kapitel 5 und 10).

Für eine biodiversitätsfreundlichere Landwirtschaft ist es vor allem wichtig, eine größere Zahl von Kulturarten auf kleineren Feldern anzubauen, mehr natürliche und naturnahe Elemente wie Bäume, Sträucher und Blühstreifen in die Agrarlandschaft zu integrieren und den Einsatz von Pflanzenschutz und mineralischem Dünger zu reduzieren. Eine solche Veränderung der Landwirtschaft benötigt geeignete Innovationen und politische Anreize.

Es sollten innovative Systeme entwickelt werden, die hohe Erträge und Anbauvielfalt mit wenig Dünger und Pflanzenschutzmitteln erlauben.