Was sind die Ursachen für den Verlust der Biodiversität?
Fast alle Meere, von der Küste bis zur Tiefsee und von den Tropen bis in die Polarregionen sind vom Menschen beeinflusst. Die lange Geschichte der Jagd auf marine Säugetiere wie Wale und Robben, das Plündern von Inseln und die fortgesetzte Überfischung der Meere führten schon zu Beginn der industriellen Revolution zum Rückgang vieler Arten. Heute erhöht der zunehmende Schiffsverkehr die Gefahr von Kollisionen mit Walen. Die Übernutzung der Küsten durch Bebauung, Verklappung, Schleppnetzfischerei, Aquakulturanlagen schädigt produktive und vielfältige Ökosysteme wie den Meeresboden mit seinen Algenwäldern, Seegraswiesen und Riffen. Derzeit sprechen sich viele Länder für ein Moratorium des Tiefseebergbaus aus, um die größtenteils unbekannte Lebensvielfalt zu schonen.
Da der Ozean 93 Prozent der menschengemachten Erderwärmung aufnimmt, ist der Klimawandel zu einem wesentlichen Treiber von Biodiversitätsänderungen im Meer geworden. So reagieren viele Meereslebewesen empfindlich auf Hitzestress. Weltweit sind die Korallenriffe durch Korallenbleiche geschädigt und damit wiederum viele Arten in ihrem Lebensraum.
Bereits eine globale Klimaerwärmung um 1,5 °C wird zu Bleichschäden an den meisten Korallenriffen führen, jenseits von 2 °C droht ein Totalverlust der Riffe.
Weitere Ursachen für den Verlust der Biodiversität im Ozean sind Überdüngung und Sauerstoffverlust und Verschmutzung durch Düngemittel, Plastik und Schadstoffen. Besonders die kohlenstoffspeichernden Küstenökosysteme wie Riffe, Mangroven, Algenwälder und Seegraswiesen sind gefährdet, wo Meereserwärmung und Verschmutzung aufeinandertreffen.
In Deutschland sind nur neun Prozent aller Binnengewässer in einem guten bis sehr guten ökologischen Zustand. Frei fließende Flüsse und dynamische Auen gehören jedoch zu unseren wichtigsten Feuchtgebieten. Sie zählen zu den artenreichsten Ökosystemen in Mitteleuropa. In den letzten 150 Jahren wurden viele Flüsse begradigt, durch Stauwehre ihrer Dynamik beraubt, von den Überschwemmungsflächen abgetrennt und verschmutzt.
Funktionierende Moore haben als Speicher von Kohlenstoff und für den Wasserhaushalt eine wichtige Bedeutung. 98 Prozent aller Moore wurden trockengelegt und zu Landwirtschaftsflächen umfunktioniert. Sie verloren eine hochspezialisierte Tier- und Pflanzenwelt.
350.000 synthetische Chemikalien wie Pestizide, hormonaktive Stoffe, Mikroplastik oder andere Nanopartikel entlassen wir in die Umwelt. Dabei wissen wir nicht einmal, welche Auswirkungen diese auf die biologische Vielfalt und schlussendlich auf uns Menschen haben. Diese Stoffe sammeln sich an den tiefsten Stellen in der Landschaft – in Bächen, Seen und im Grundwasser.
Invasive Arten wie der Signalkrebs oder die Wasserpest verdrängen die lokale Fauna und Flora. Der menschengemachte Klimawandel in Form von Niedrigwasser oder erhöhter Wassertemperatur sind in der jüngeren Vergangenheit als zunehmende Ursachen für den Biodiversitätsverlust hinzugekommen.
Die wesentlichen Treiber für Veränderungen von Landökosystemen sind insbesondere die intensivierte und sich flächenmäßig ausdehnende Landwirtschaft; auf einem Großteil der Flächen wird dabei Futter für die Viehzucht angebaut. Zu den konkreten Ursachen für den Verlust von Biodiversität zählen schwindende Vielfalt der genutzten Kultursorten, Verlust von Landschaftselementen wie Hecken und Kleingewässern und der hohe Einsatz von Pflanzenschutz- und Düngemitteln.
Global sind neben der Landwirtschaft die Ausbeutung von Arten und Naturgütern, Klimawandel, Umweltverschmutzung und die Ausbreitung invasiver Arten die Hauptursachen für den Verlust von biologischer Vielfalt. Der Landnutzungswandel, der maßgeblich auch durch den steigenden Konsum von Tierprodukten verursacht wird, führt in vielen tropischen Ländern derzeit zum Verlust von Regen- und Trockenwäldern, Savannen und anderen naturnahen Ökosystemen.
Afrika hat im Zeitraum 2010-2020 jährlich die meiste Waldfläche verloren (3,9 Mio. Hektar), gefolgt von Südamerika mit 2,6 Mio. Hektar.